Franz Hinkelammert

Ich möchte jetzt  auf eine Position des modernen Christentums eingehen, die sich insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte und die sich vor allem als Kritik einer supranaturalistischen Denkweise vorstellt, Ich will sie zuerst vorstellen in der Form, in der sie John Robinson, ein englischer Bischof, im Jahre 1963 in einem Buch mit dem englischen Titel: Honest to God und dem deutschen Titel: Gott ist anders vorgelegt hat.[1]

Dieses Buch spricht davon, dass das Christentum sich in einer Art Legitimitätskrise befindet und dass es dem neuen modernen Denksystem gegenüber seine Legitimität verliert.

" Jeder von uns lebt mit irgendeinem Bild von einem Gott "außerhalb", von einem

Gott, der über und jenseits der Welt existiert, die er geschaffen hat, einem Gott, "zu" dem wir beten, und zu dem wir "gehen", wenn wir einmal sterben" S. 24

" Aber allem Anschein nach haben wir den Punkt erreicht, an dem die ganze Vorstellung von einem Gott außerhalb der Welt, die uns seit der Überwindung des dreistöckigen Weltbildes so gute Dienste geleistet hat, eher hinderlich als hilfreich geworden ist." Robinson S. 25

Das neue Denken der Moderne ist daher dabei, diese im Christentum herrschende Gottesvorstellung einfach zu verdrängen:

"Das alte Denksystem ist also nur allmählich verdrängt worden. Nachdem es wissenschaftlich unmöglich geworden war, leistete es der Theologie doch weiterhin gute Dienste; die Vorstellung von einem Gott "über der Welt" war immer noch lebendig, auch als man sie schon seit Jahrhunderten nicht mehr wörtlich nahm. Heute allerdings sehen wir uns meiner Meinung nach einer doppelten Krise gegenüber. Der letzte, in vieler Hinsicht überzeugende Schlag der modernen Wissenschaft und Technik gegen das Bild von einem Gott, der sich im wörtlichen Sinne "außerhalb der Welt" befindet, wurde zur selben Zeit geführt, in der man entdeckte, dass auch die Vorstellung von einem Gott, der sich im metaphysischen Sinne "außerhalb der Welt" befindet, eher ein Stein des Anstoßes als eine Hilfe für den Glauben geworden war." Robinson S. Robinson Robinson 26

Was sich von Seiten des Christentums herausgebildet hat, ist eine supranaturalistische Denkweise, die Gott sieht als "ein Wesen neben anderen, dessen unabhängige Existenz über und ausserhalb aller Dinge bewiesen werden muss," S. 39

" Die eigentliche Frage für uns ist jedoch, wie weit der christliche Glaube mit der supranaturalistischen Denkweise identisch ist oder wie weit er letztlich an sie gebunden ist...

Das biblische Weltbild mit seinem dreistöckigen Universum, in dem Gott oben, über der Natur wohnt, ist eindeutig supranaturalistisch geprägt. Wenn wir auch dieses Weltbild von seinen naiven Vorstellungen befreien, so bleibt doch ein im Grunde mythologisches Bild von Gott und seinem Verhältnis zur Welt übrig. Hinter solchen Sätzen wie: "Gott schuf Himmel und Erde" oder "Gott kam vom Himmel" oder "Gott sandte seinen eingeborenen Sohn" verbirgt sich ein Weltverständnis, das Gott als eine Person vorstellt, die im Himmel wohnt und die sich von den Göttern der Heiden darin unterscheidet, dass sie keinen anderen Gott neben sich hat. Robinson S. 41

Die mündige Welt von Dietrich Bonhoeffer

Dies führt dann zur Forderung einer "mündigen Welt", die Robinson in Übereinstimmung mit Dietrich Bonhoeffer vorstellt:

"Und wir können nicht redlich sein ohne zu erkennen, dass wir in der Welt leben müssen - etsi deus non daretur (als ob es Gott nicht gäbe).  Robinson S.46

Robinson zitiert dann Bonhoeffer:

"Der Gott, der uns in der Welt leben läßt ohne die Arbeitshypothese

Gott, ist der Gott, vor dem wir dauernd stehen. Vor und mit Gott leben

wir ohne Gott. Gott läßt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz, Gott

ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei

uns und hilft uns .

. . . Hier liegt der entscheidende Unterschied zu allen Religionen. Die

Religiosität des Menschen weist ihn in seiner Not an die Macht Gottes in

der Welt, Gott ist der deus ex machina. Die Bibel weist den Menschen an

die Ohnmacht und das Leiden Gottes; nur der leidende Gott kann helfen.

Insofern kann man sagen, daß die beschriebene Entwicklung zur Mündigkeit der Welt, durch die mit einer falschen Gottesvorstellung aufgeräumt

wird, den Blick freimacht für den Gott der Bibel, der durch seine Ohnmacht in der Welt Macht und Raum gewinnt. Hier wird wohl die weltliche Interpretation' einzusetzen haben."[2]

Damit stellt Robinson die Frage des Theismus:

"Es ist genau diese Gleichsetzung des christlichen Gottesverständnisses mit dem Gottesverständnis des Theismus, die wir infrage stellen müssen. Steht und fällt das Evangelium etwa damit? Keinesfalls. Ich bin überzeugt, dass Tillich recht hat, wenn er sagt: "Der Protest des Atheismus gegen eine solche höchste Person ist berechtigt. " Und dieser Protest, der heute mit dem Hinweis auf die Bedeutungsleere solcher metaphysischer Behauptungen vorgebracht wird, hat wieder andere in einer ganz neuen Weise existentiell betroffen."  S. 48

"Die Aufgabe besteht vielmehr darin, dass wir den Gedanken der Transzendenz für den modernen Menschen verstehbar machen, das heißt, dass wir seinen Wirklichkeitsgehalt in neuen nicht-"verobjektivierenden" (Bultmann), nicht-mythologischen Begriffen formulieren müssen, weil nur diese für uns heute Sinn und Bedeutung haben. Denn - so sagt Gregor Smith -: "Die klassische Lehre von der Transzendenz gehört einem veralteten Weltbild an." Wir wollen in keiner Weise die christliche Lehre von Gott verändern, sondern wir wollen verhüten, dass sie zusammen mit solchen veralteten Weltbildern untergeht." Robinson S. 51

Robinson sucht jetzt die Weise, wie  man diesen supranaturalistischen Gott beiseite lassen kann und einen anderen a seine Stelle setzt. Er bezieht sich dafür auf Tillich:

"Wenn Tillich von dem Gott in der "Tiefe" redet, dann meint er kein anderes Wesen. er redet vielmehr von der unbegrenzten und unerschöpflichen Tiefe und dem Grund alles Seins, von dem, was uns unbedingt angeht, was wir ernst nehmen ohne allen Vorbehalt. Im Anschluß an den oben zitierten Abschnitt

spricht Tillich nicht nur von der Tiefe unseres persönlichen Lebens,

sondern von den tiefsten Quellen unserer sozialen und geschichtlichen Existenz." Robinson S. 53

Im folgenden Zitat  beschreibt er dann, was diese Vorstellung bei Tillich bedeutet und in welchem Sinne Robinson sie übernimmt:

" Was Tillich unter Gott versteht, ist genau das Gegenteil von einem deus ex machina, einem übernatürlichen Wesen, dem man sich zuwenden kann, weg von der Welt, und mit dessen Eingreifen von außen man rechnen kann. Gott ist nicht außerhalb der Welt. Er ist - um mit Bonhoeffer zu reden - "mitten in unserem Leben jenseitig", eine Tiefe der Wirklichkeit, die "nicht an den Grenzen"des Lebens zu finden ist, sondern "in der Mitte", die nicht der Einsame erreicht, der Zuflucht bei dem "Einsamen" sucht, sondern die einem - um mit Kierkegaard zu sprechen - durch ein "tieferes Eintauchen in die Existenz" zuteil wird. Denn das Wort "Gott bezeichnet die letzte Tiefe all unseres Seins, den schöpferischen Grund und den Sinn unserer ganzen Existenz. " S. 54

Wie Robinson hier Bonhoeffer interpretiert, werde ich später diskutieren. Aber ich finde, dass gerade Tillich sehr richtig beschrieben ist. Hier ist jetzt Gott die Tiefe all unseres Seins, der schöpferische Grund und der Sinn unserer ganzen Existenz. Er führt scheinbar zu einem tieferen Eintauchen in die Existenz:

"Wenn das wahr ist, dann sind theologische Aussagen nicht Definitionen eines »höchsten Wesens", sondern Aussagen über die Tiefe personaler Beziehungen, oder besser, Aussagen über die Tiefe aller menschlichen Erfahrung im Lichte der Liebe. Theologie ist das - wie Tillich betont -, was uns "unbedingt angeht". Ein Satz ist nicht deshalb theologisch, weil er etwas über ein bestimmtes Wesen mit

dem Namen Gott aussagt, sondern weil er letzte Fragen über den Sinn des Daseins aufwirft: Er fragt auf der Ebene des theos, auf der Ebene ihres tiefsten Geheimnisses, nach der Wirklichkeit und dem Sinn unseres Lebens. Ein Weltverständnis, das diese Wirklichkeit und diesen Sinn in personalen Kategorien auslegt, gibt ipso facto eine Auslegung für die letzte Gültigkeit persönlicher Beziehungen: Es besagt, daß Gott, die letzte Wahrheit und Wirklichkeit in der Tiefe, Liebe ist. Und das speziell christliche Weltverständnis bezeugt, dass diese Realität, von der" uns nichts zu scheiden vermag", weil sie der Grund all unseres Seins ist, letztlich die "Liebe Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn " ist. Robinson S. 56

Die "wahre Welt"  in diesem Prozess

Dieser Gesichtspunkt hat dann folgende Konsequenz:

"Nach christlichem Verständnis ist dagegen das Heilige die" Tiefe" des Weltlichen, wie ja auch das "Säkulare" nicht ein (gottloser) Bereich des Lebens ist, sondern die Welt Gottes, für die Christus gestorben ist, die aber von ihrer wahren Tiefe abgeschnitten und ihr entfremdet ist. Gottesdienst ist kein Sich-Zurückziehen vom Säkularen in einen Bereich des Religiösen, keine Flucht aus "dieser Welt" in die "andere Welt", sondern das Sich-öffnen für die Begegnung mit Christus im Weltlichen, für die Macht, die die Oberflächlichkeit der Welt durchdringt und sie aus ihrer Entfremdung erlöst." Robinson S. 92

Robinson geht dann dazu über, die Herkunft dieser Anullierung jeder "anderen Welt" aufzuzeigen. Er sieht sie folgendermassen:

"Huxley sagt: "Für mich persönlich bedeutet die Ablehnung der Vorstellung von Gott als einem übernatürlichen Wesen eine ungeheure geistige Befreiung." Doch schon früher haben Männer wie Feuerbach und Nietzsche, die Proudhon treffend als "Antitheisten" und nicht als Atheisten bezeichnete, eine solche höchste Person im Himmel als den großen Feind des Menschen auf seinem Wege zur Mündigkeit angesehen." Robinson S. 48

Es ist gerade Nietzsche derjenige, der die "Vorstellung von Gott als einem übernatürlichen Wesen" und die entsprechende "geistige Befreiung"  ausgedehnt hat auf jede Vorstellung  einer anderen Welt. In der Sprache Nietzsches ist diese andere Welt die "wahre Welt". Man sieht dann, dass Nietzsche der eigentliche Bezugspunkt für diese gesamte Sicht einer geistigen Befreiung ist. Als grosser Feind des Menschen erscheint dann sowohl die höchste Person im Himmel wie auch die angebliche Flucht aus dieser Welt in die andere Welt und damit die Ableitung einer "wahren Welt". Man sieht dann, dass die eigentliche Form der Kritik an der "supranaturalistischen Denkweise" vor allem von Nietzsche abstammt. Nietzsche selbst sagt dies ja auch, wenn er sagt:

"...Die wahre Welt haben wir abgeschafft: welche Welt bleibt übrig? die scheinbare vielleicht?... Aber nein! mit der wahren Welt haben wir auch die scheinbare abgeschafft!"[3]

Es gibt nur noch eine Welt, die eben schlechterdings diese Welt ist, in der wir leben. Dies schafft dann den Freiraum, in dem der Wille zur Macht  alle Ethik und alle Moral ersetzen kann.

Diese Behauptung von Nietzsche ist hier ganz zentral. Nur wenn diese andere Welt als wahre Welt abgeschafft ist, können wir die vorherige Zitierung von Tillich einfach übernehmen. Aber gerade das würde ich bestreiten. In meiner letzten Veröffentlichung "Gott wird Mensch und der Mensch macht die Moderne"[4] habe ich versucht, dies ausführlich zu begründen. Die Konzepte, die ich mit Nietzsche ebenfalls die Konzepte  "wahrer Welten" nennen würde, sind überhaupt nicht abgeschafft, sondern haben mit der Entwicklung der Moderne ihren Ort gewechselt. Kann Nietzsche sie noch vor allem unter religiösem Gesichtspunkt kritisieren und dabei durchaus häufig sehr interessante Gesichtspunkte aufzeigen, so tauchen sie jetzt im Inneren der empirischen Wissenschaften auf, wo sie ständig aufs neue formuliert und auch entwickelt werden.  Es geht dabei um die Konzeption eines menschlichen Lebens ohne den Tod, von der aus unsere gelebte Wirklichkeit dann als sterbliches Leben konzipiert wird. Es handelt sich dabei um eine lange Tradition des Denkens, die in der Moderne eben als Teil der empirischen Wissenschaften (vor allem Naturwissenschaften und Sozialwissenschaften) aufs neue auftauchen. Sie stehen in unserer Kultur schon ganz am Anfang mit dem ersten Epos von Gilgamesch vor fast 4.000 Jahren, der die ganze Welt durchwandelt auf der Suche nach einem Leben ohne den Tod und dabei scheitert. Er muss anerkennen, dass dieses Leben ohne den Tod nur bei den Göttern zu finden ist und ein Weiterleben nur in der Erinnerung der folgenden Generationen möglich ist. Aber als grosse Utopie bleibt dieses Ziel weiterhin bestehen. Es taucht dann wieder sehr deutlich in der jüdischen Kultur auf und wird dann von dem Apostel Paulus in das römische Imperium eingeführt, in dem es sich dann als Christentum weiter entwickelte. Bei Paulus taucht diese Utopie jetzt auf  als eine Vorstellung der Welt als diese Erde ohne den Tod auf.  Da die Unmöglichkeit der Verwirklichung dieser Vorstellung als unmöglich für den Menschen offenbar war, führte dies zu der Vorstellung einer Auferstehung der Toten durch die Aktion Gottes für das Ende der Geschichte und das Weiterleben nach dem Tode in einer Umwandlung der irdischen Schöpfung in  eine neue und zweite Schöpfung, die mit diesem Leben ohne den Tod vereinbar sein würde.

Diese Vorstellung war eines der Zentren des entstehenden Christentums und ist es weiterhin  noch, obwohl in einer Geschichte, in der die vorgestellten Formen dieser Vorstellung sich ändern und auch entwickeln. Ich kann diese Entwicklung hier nicht weiter aufzeigen und verweise daher auf Analysen, die von anderen Mitgliedern unserer Gruppe vom Collège de Brousse  verfasst wurden.[5]

In den empirischen Wissenschaften der Moderne bis heute taucht dann aufs neue diese grosse ursprüngliche Utopie wieder auf, obwohl sie bisher nicht als solche erkannt oder akzeptiert wurde. Ich kann hier nur einfach darauf hinweisen, ohne genaue Analysen vorzulegen. Aber ich habe ja schon auf das Buch  hingewiesen, in dem ich die entsprechenden Analysen ausführlich bespreche. Ich will aber eine kurze Zusammenfassung hier vorlegen und werde dabei vor allem von den Wirtschaftswissenschaften ausgehen.

Ich möchte einfach nur auf drei Theorien hinweisen. Es ist die Theorie des Wettbewerbs auf dem Markt, die Theorie der Wirtschaftsplanung und die Theorie der Unternehmung, die häufig als Theorie der Firma angesprochen wird.  Man spricht in Bezug auf diese Theorien gewöhnlich  von Theorien des vollkommenen Wettbewerbs und Theorien der vollkommenen Planung oder auch Theorien der perfekten Unternehmung. Diese Theorien haben als Zentrum immer die Vorstellung einer perfekten Verwirklichung der entsprechenden Institutionen und ihrer Funktionen. Ausgehend von dieser theoretischen Aufgabe, ergibt sich dann die Frage, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit die entsprechenden Funktionen dieser Institutionen des Marktes, der Planung oder der Unternehmung perfekt funktionieren können. Alle drei haben als eine der zentralen Bedingungen für ein perfektes Funktionieren die absolute Faktenkenntnis von Seiten aller Marktteilnehmer oder Planer. Manche Ökonomen sprechen direkt vom der  Voraussetzung der Allwissenheit über alle Fakten.  Dies zeigt von vornherein schon an, dass die Theorie, die dann folgt, eine Perfektion beschreibt, die in der empirischen Wirklichkeit absolut unmöglich ist. Es sind Idealisierungen der Wirklichkeit, die unmöglich zu verwirklichen sind. Aber sie haben ein theoretisches Ziel: Sie geben den Standpunkt an, von dem aus die empirische Wirklichkeit erkennbar wird in dem Sinne der Möglichkeiten ihres empirischen Funktionierens.

Hierbei ist immer die Voraussetzung des absoluten Wissens nötig, um von aller Kontingenz und allen Zufälligkeiten abstrahieren können, deren Berücksichtigung immer die Formulierung empirischer Gesetze unmöglich machen müsste. Ohne diese Voraussetzung ist unsere Erfahrungswirklichkeit voller Zufälle und ist immer kontingent. Diese Kontingenz  gibt die Möglichkeit wieder, dass etwas eintritt oder eben nicht eintritt, oder dass es ganz grundsätzlich anders sein könnte, als es ist.

Die empirischen Wissenschaftler machen zwar die erwähnten Abstraktionen, aber sie diskutieren nicht, dass sie diese Konsequenzen haben. Aber es gibt Reflektionen, die sich daran zumindest annähern.  Einer der Theoretiker der Unternehmung, Edward Hay, kommentiert den Grundbegriff seiner Theorie, Just in Time: «Man muss bedenken, dass das, was hier präsentiert wird, ein Bild des Perfekten ist [...] Auch wenn es utopisch erscheinen mag, von Perfektion zu sprechen, ist es  notwendig zu verstehen, worin diese besteht, um zu wissen, wohin ein Unternehmen gehen sollte.»[6]

Dieser Theoretiker der Unternehmung ist sich absolut bewusst, dass dies eine transzendentale Reflexion ist. Was ihm fehlt, ist eine kritische Bewertung der Konstruktion der perfekt funktionierenden Mechanismen und ihrer Folgen für das menschliche Zusammenleben.

Die Worte Edward Hays geben uns wirklich ein Beispiel der effektiven und effizienten Anwendung eines mythischen Gedankens! Hay ist sich ganz offensichtlich bewusst, dass er eine "wahre Welt" beschreibt, also eine der wahren Welten, von denen Nietzsche behauptet, dass er sie abgeschafft hat.[7]

Dies führt uns dann zur Diskussion der Bedeutung, die diese Voraussetzung des absoluten Wissens für die Erfahrungswissenschaften hat. Wir müssen dafür nur  herausstellen, was diese absolutes Faktenkenntnis  tatsächlich impliziert. Sie impliziert notwendig, dass diese Menschheit mit absoluter Faktenkenntnis nicht sterblich sein kann. Dies folgt daraus, dass wir eben vom Tod abstrahieren, wenn wir ein absolutes Wissen voraussetzen. Denn der Tod ist notwendig kontingent, und die Annahme des vollkommenen Wissens ist nicht möglich, ohne dass gleichzeitig die Abschaffung der Kontingenz angenommen wird.

Das Ergebnis ist, dass tatsächlich die empirischen Wissenschaften  ständig  Konzepte entwickelt werden, die mit dem Ausdruck "wahre Welt" bezeichnet werden können und die beweisen, dass es falsch ist, wenn Nietzsche darauf bestanden hat: "Die wahre Welt haben wir abgeschafft". Sie ist nicht abgeschafft, sondern die wahre Welt ist jetzt  von jeder religiösen Bedeutung befreit und fast allgegenwärtig in unserer empirischen Wissenschaft und daher überhaupt in unserem Leben als "mündige" Mitmenschen.

Es handelt sich tatsächlich um die wahre Welt, wie sie seit Gilgamesch vor etwa 4.000 Jahren gedacht wird. Aber sie ist nicht völlig die Gleiche. Bei Paulus gilt diese wahre Welt  als etwas das sich verwirklichen wird. Aber die Verwirklichung hängt bei ihm davon ab, dass es einen Gott gibt, der das Unmögliche für den Menschen möglich macht. In unseren Ideologien des Transhumanismus wird es für möglich erklärt, wenn man unseren technischen Fortschritt als einen unendlichen Fortschritt auffasst, der dann ja praktisch zum Glauben an die Allmacht des Menschen führt und dann auch die Abschaffung des Todes durch den Menschen als möglich ansieht.

Der befreiende Gott

Ich möchte jetzt versuchen, zu verstehen, was heute die Tendenz zur Entwicklung dieser bisher gezeichneten Situation ist. Daher möchte ich mit einer Analyse der von Robinson gebrachten Zitate aus den Stellungnahmen Bonhoeffers zu dieser Problematik. beginnen.

Allerdings werde ich mit einem Bonhoeffer-Zitat beginnen, das Robinson nicht bringt und das mir für den Einstieg in diese Problematik grundlegend zu sein scheint. Bonhoeffer sagt:

"Einen Gott den es gibt, gibt es nicht."[8]

Ich nehme an, dass Bonhoeffer damit etwas sagt und dies wohl auch sagen will. Der Gott, den es gibt und den es dann gerade deshalb auch nicht gibt, ist einfach der Gott, der als höchstes Sein aufgefasst wird. Das ist der Gott von Augustin und Thomas von Aquin und daher beherrschende Gott des Christentums seit dem 4. Jahrhundert, der dies auch vielfach heute noch bleibt. Es ist der Gott,  der aus der griechischen Philosophie des Seins entwickelt wurde. Es ist der Gott, der das was ist legitimiert. Er legitimiert zuerst die Macht des römischen Reiches und damit die Sklaverei und danach den Feudalismus mit seiner Leibeigenschaft. Danach neigt er dazu, immer das Privateigentum als Menschenrecht zu verstehen und damit in ein Verhältnis der Legitimierung zum Kapitalismus zu kommen. Von diesem Gott sagt jetzt Bonhoeffer, dass es ihn nicht gibt. Er sagt es, obwohl etwa 1500 Jahre dieser Gott der das Christentum dogmatisch beherrschende Gott war, obwohl nie einfach der einzige Gott. Diesen Gott will jetzt Bonhoeffer kritisieren. Dabei ist sehr offensichtlich, dass Bonhoeffer eben den jüdischen Gott Jahwe weiterhin als Gott ansieht, so wie er der Gott des Christentums in den ersten Jahrhunderte war bis zur konstantinischen Wende war. Dieser Gott des Christentums der ersten Jahrhunderte verschwand aber nicht einfach, sondern wurde durch den Gott als das höchste Sein und auf einen sekundären Platz verdrängt.

Dieser jüdische Gott ist nicht irgendein höchstes Sein. Aber ein Bild von ihm wird nicht entwickelt und es gibt eines der zehn Gebote, die verbietet, sich von ihm ein Bild zu machen. Dies impliziert, dass er auch nicht Gegenstand der menschlichen Erkenntnis oder Forschung sein kann. Aber dies scheint mir jetzt die Auffassung von Bonhoeffer zu sein. Wir können dann den zitierten Satz auch umgekehrt lesen. Er könnte dann sagen:

Der Gott, den es nicht gibt, ist der Gott den es gibt.

Ein Gott, den es gibt, kann es nur jenseits unserer Seinsvorstellungen in der Philosophie des Seins  geben. Gott kann in diesem Sinne der Seinsphilosophie kein Sein sein.

Aber Robinson, der eine wirklich sehr befriedigenden Analyse dieser Gottesvorstellung des Gottes als höchstem Sein gibt, die er als deus ex maquina denunziert, schliesst ganz selbstverständlich in diese seine Kritik auch die gleiche Kritik für den Gott Jahwe ein. Er sieht gar nicht, dass dieser Gott Jahwe eine ganz andere Gottesvorstellung voraussetzt als der Gott als höchstem Sein.

Indem Robinson dies tut, zitiert er einen Bonhoeffer der in Wirklichkeit das genaue Gegenteil davon sagt. Ich bringe eins der entsprechenden Zitate:

"Er ist - um mit Bonhoeffer zu reden - mitten in unserem Leben

jenseitig", eine Tiefe der Wirklichkeit, die "nicht an den Grenzen"

des Lebens zu finden ist, sondern "in der Mitte", die nicht der

Einsame erreicht, der Zuflucht bei dem "Einsamen" sucht, sondern

die einem - um mit Kierkegaard zu sprechen - durch ein "tieferes

Eintauchen in die Existenz" zuteil wird.." S. 54

Hier haben wir jetzt ein Zitat von Bonhoeffer, das entscheidend ist. Es sagt: Gott ist "mitten in unserm Leben jenseitig". Schliesst dann aber mit einem Zitat von Kierkegard: " Denn das Wort "Gott" bezeichnet die letzte Tiefe all unseres Seins, den schöpferischen Grund und den Sinn unserer ganzen Existenz." Etwas danach sagt dann Robinson:

"Wer sagt, .,Gott ist Liebe", der glaubt, dass durch die Liebe der Mensch mit der tiefsten Wirklichkeit, die es überhaupt gibt, in Berührung kommt, ja dass das Sein selbst letztlich Liebe ist." S. 60

Aber Bonhoeffer hatte doch gesagt: Gott ist mitten in unserm Leben jenseitig. Er spricht daher von einem Jenseits, das wir eben als Jenseits in Bezug auf das  Sein interpretieren sollten. Diese Dimension der Jenseitigkeit Gottes nimmt Robinson dem Bonhoeffer einfach weg. Dieses Jenseits ist ein Jenseits in Bezug auf das Sein und als solche gerade keine Kategorie des Seins und auch nicht des Seins Gottes. Es ist eben das Jenseits eines Seins, in dem die Philosophie des Seins verbleibt und damit eben auch in ihrer Gottesvorstellung als höchstem Sein.

Es wird dann also wichtig, dieses Jenseits Gottes dem philosophischen Sein gegenüber zu entwickeln. Dieser Gott ist kein Deus ex maquina. Indem es sich aber um das jenseits des Gottes als deus ex maquina handelt, kann dieser Gott nicht ein im Sein anwesender Gott sein. Wir müssen ihn als einen Gott sehen, dessen Abwesenheit anwesend ist und von dem wir uns daher kein Bild machen können.. Eben das sollten wir aber auch nicht zu machen versuchen. Es geht dann darum, diesen Gott gegenwärtig zu machen. Man tut es dadurch, dass man sich gemeinsam mit ihm befreit.

Wir können aber von diesem Gott nichts wissen, ausser dem was er uns gegenüber tut. Darauf aber bezieht dieser Gott sich. Auf dem Sinai sagt er, bevor er die Gebote gibt: Ich habe euch befreit aus dem Sklavenhaus Ägypten. Dies ist also dieser Gott: ein befreiender Gott.

Aber eine befreiender Gott ist notwendig ein Gott des Lebens. Er kann nicht ein Gott sein der sich selbst als höchstes Sein einschätzt. Als solcher stellt er sich dann auch vor:

"Leben und Tod, Segen und Fluch habe ich dir vor Augen gestellt. So sollst du denn, damit du und deine Nachkommen am Leben bleiben, das Leben wählen,...“ Deuteronomium 30,19

Die Befreiung von der Sklaverei ist nur dann eine definitive Befreiung. wenn sie gleichzeitig eine Wahl ist von Leben oder Tod, Segen oder Fluch, und die das Leben wählt. Dies wird dann als eine grosse Einladung für die gesamte Menschheit ganz grandios gefeiert mit viel Wein und gutem Essen:

"Bereiten wird der Herr der Heerscharen allen Völkern auf diesem Berg ein

Festmahl mit fetten Speisen, ein Mahl mit alten Weinen, mit markigen, fetten

Speisen, mit alten erlesenen Weinen! Auf diesem Berg nimmt er die Hülle

weg, die auf allen Völkern liegt, und die Decke, die über allen Nationen ausgebreitet ist. Er vernichtet den Tod auf immer, Gott, der Herr, wischt ab die

Tränen von jedem Angesicht und nimmt seines Volkes Schmach hinweg von

der ganzen Erde." ( Jes 25,6–8)

Dieses Festessen ist dann  das Ereignis, von dem aus Gott verkündet, dass es keinen Tod mehr geben wird: "Er vernichtet den Tod." Der Gott Jahwe enthüllt sich damit selbst als das was er zutiefst ist: Gott des Lebens. Diese Tradition wurde dann vom Christentum aufgenommen, aber wieder verraten, als das Christentum vom 4. Jahrhundert an seinen Thermidor, nämlich die konstantinianische Wende, durchführt, und diesen Gott absetzte und an seine Stelle den Gott stellte, der als das höchste Sein vorgestellt wird. Dieser Gott ist ein die Macht legitimierender Gott, der weder ein Gott der Befreiung noch ein Gott des Lebens ist. Dieser Gott der Befreiung wird aber nicht einfach zum Verschwinden gebracht, sondern nimmt jetzt einen sekundären Platz ein, der sehr häufig dann ein Platz für die Rebellion, aber auch für die Revolution ist.

Robinson erwähnt diese Problematik nicht einmal. Für ihn gibt es nur einen Gott, und den will er absetzen. Aber es ist einfach der Gott, der in der christlichen Tradition den Gott Jahwe im 4. Jahrhundert ersetzte durch einen Gott, der aus der  griechischen Philosophie des Seins abgeleitet wurde und der schlechterdings als Zentrum die Legitimierung der Macht hat. Seine Kritik der Gottesvorstellung ist ganz ausschliesslich eine Kritik dieses Gottes, und ich finde diese Kritik, die Robinson hier macht, völlig richtig und für mich völlig überzeugend. Diese Kritik von Seiten Robinsons ist ja ganz ähnlich der Kritik die Tillich dieser Gottesvorstellung  widmet. Aber beide tuen einfach so, als wenn dies eine Kritik aller möglichen Gottesvorstellungen als solche wäre.

Robinson  definiert dann Gott als eine weitgehend gesichtslose Substanz, deren begriff er mit Tillich teilt. Ich zitiere dies noch einmal:

"Es besagt, daß Gott, die letzte Wahrheit und Wirklichkeit in der Tiefe, Liebe ist. Und das speziell christliche Weltverständnis bezeugt, daß diese Realität, von der  'uns nichts zu scheiden vermag', weil sie der Grund all unseres Seins ist, letztlich die 'Liebe Gottes in Christus Jesus, unserem Herrn' ist."  S. 56

Häufig kann ich dahinter nicht mehr entdecken als ein "seid nett zueinander", das zu wenig aussagt.

Der Gott Jahwe, der befreit, hat allerdings ein anderes Gesicht bekommen.  Als Gott sich vorstellte als Befreier von der Sklaverei in Äpypten, war er ein Gott, der selbst den Befreiungsprozess leitete und der gleichzeitig Gesetzgeber und Autorität war. Dies ändert sich mit der Menschwerdung Gottes in der Entstehung des Christentums. Es entsteht ein Gott, wie ihn der jetzige Papst beschreibt. Der Papst sagt, dass dieser  Gott

"den Menschen zu seiner vollen Verwirklichung ruft und zur Unabhängigkeit von jeder Art von Sklaverei."[9]

Gott ist jetzt Befreier im Sinne eines Gottes, der den Menschen dazu aufruft, sich zu befreien und der sich auf die Seite dieses Befreiungsprozesses stellt. Der Befreiungsprozess selbst ist jetzt die Selbstverwirklichung des Menschen durch die Befreiung von jeder Sklaverei. Dies bedeutet aber, dass er der Gott des Lebens ist, den Robinson nicht einmal erwähnt und eher durch eine weitgehend nichtssagende Gottesreferenz ersetzt. Ich kann aber nicht einsehen, warum dieser Gott einfach verschwinden soll. Jedenfalls bringt Robinson überhaupt kein Argument dafür.

Damit ist Gott jetzt nicht mehr Gesetzgeber und Autorität sondern ist jetzt  der Freund, der dem Menschen in seiner Befreiung beisteht. Und Gott unterstützt den Menschen jetzt mit einem klaren Ziel: sich von aller Sklaverei zu befreien, indem er sich auf die Seite des Lebens stellt. Es ist aber der Mensch, der diesen Befreiungsprozess selbst bestimmt. Gerade in diesem Sinne ist jetzt Gott Mensch geworden.

Dieser Gott ist gleichzeitig die Garantie dafür, dass die" wahre Welt" der transzendentalen Begriffe nicht einfach nur eine Unmöglichkeit  für die empirischen Wissenschaften und alle menschliche Aktion darstellt, sondern ebenso eine Möglichkeit, die entstehen kann für die Aktion irgendeines Gottes, den der Mensch  sich vorstellen könnte. In diesem Sinne ergeben sich Unmöglichkeiten für das menschliche Handeln, die für das Handeln Gottes möglich sind, obwohl nur in der Vorstellung von Menschen die an einen solchen Gott glauben. Aber der Ort, an dem diese "wahre Welt" sichtbar wird, scheint dieser Raum für eine Andere Welt, ein "wahre Welt", zu sein, etwas, das die empirische Wissenschaft einfach notwendigerweise konzipieren muss und nicht aufhören kann, zu konzipieren. Es handelt sich nicht um eine Illusion, wie es Freud darstellte sondern ein Bild, das diese Wissenschaften nicht vermeiden könnten. Es ist daher gleichzeitig die Vorstellung einer absoluten Freiheit, die die empirische Wissenschaft gegenwärtig macht ohne sie verwirklichen zu können.

[1] Dies Buch hat den englischen Titel "Honest to God" und erschien 1963. Die deutsche Ausgabe erschien im gleichen Jahr: Robinson, John A./T.: Gott ist anders. Honest to God. Chr. Kaiser Verlag. München, 1963

[2] Robinson S.47   (de Bonhoeffer, Dietrich: Widerstand und Ergebung - Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, Chr. Kaiser Verlag, München, 1951. S. 241/242)            

[3] Nietzsche, Friedrich herausgegeben von Karl Schlechta. Hansa Verlag München. 1981. Bd. II, Götzen-Dämmerung. S. 963

[4] Franz J. Hinkelammert  Gott wird Mensch und der Mensch macht die Moderne. Zur Kritik der Vernunft in der abendländischen Geschichte – ein Essay. EDITION EXODUS Luzern 2021

[5] Es handelt sich vor allem um folgende Analysen:

Walter Bochsler Der Thermidor des Christentums. Sozialgeschichtliche Aspekte seiner frühen Entwicklung. In: Urs Eigenmann, Kuno Füssel, Franz J. Hinkelammert (Hrsg.) Der himmlische Kern des Irdischen. EDITION EXODUS, Luzern Edition ITP-Kompass, Münster

Urs Eigenmann Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit als himmlischer Kern des Irdischen. Das Christentum als pauperozentrischer Humanismus der Praxis. In: Urs Eigenmann, Kuno Füssel, Franz J. Hinkelammert (Hrsg.) Der himmlische Kern des Irdischen. EDITION EXODUS, Luzern Edition ITP-Kompass, Münster

Kuno Füssel Die bürgerliche Gefangenschaft der Theologie. In: Urs Eigenmann, Kuno Füssel, Franz J. Hinkelammert (Hrsg.) Der himmlische Kern des Irdischen. EDITION EXODUS, Luzern Edition ITP-Kompass, Münster

[6] Edward Hay, Justo a tiempo, Norma, Bogotá 1991, S. 31; zit. nach Henry Mora Jiménez, Modernización capitalista y trabajo improductivo: Más allá del Justo a tiempo. Una investigación sobre la naturaleza del trabajo improductivo en las unidades empresariales de una economía capitalista (Tesis de doctorado, ULACIT), San José/Costa Rica 1994, S. 150.

[7] Sollte jemand zweifeln daran, dass auf diese Weise tatsächlich in den Erfahrungswissenschaft Stellung genommen wird, kann ich nur raten, im Computer unter dem Stichwort "vollkommener Wettbewerb" zu suchen. Er wird dann sehr leicht finden, dass immer von der Voraussetzung vollkommener Faktenkenntnis gesprochen wird. Folglich wird eine wahre Welt gepredigt. Ohne aber das Wort zu benutzen.

[8] Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung. DBW 8 p. 514 (Widerstand und Ergebung)

[9] Evangelii Gaudium, Nr. 57

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